Vampyr – Blutsauger in der Gamescom-Vorschau

Vampire haben in der Popkultur ein schlechtes Image. Dank Twilight und Co. sind sie eher schnulzig denn gruselig. Wer könnte das Ruder für die Blutsauger besser herumreißen als Dontnod? Mit Life is Strange haben sie Spieler vor schwerwiegende Entscheidungen gestellt und treiben es mit Vampyr munter weiter.

Zurück zum Ursprung

Vampyr ist ein alter Begriff für die Blutsaugenden Untoten. Er stammt aus Zeiten, als derlei Geschichten vielerorts als bare Münze galt. Die Toten kehren des Nachts zurück und zehren von den lebenden. Angst, Schrecken und Terror statt Romantik und Liebesleben. In Vampyr fürchten die Menschen die Kreaturen der Nacht ebenfalls. Dass sie existieren und in allen Bezirken der Stadt grauenhafte Morde begehen ist eine Tatsache. Wir gehören allerdings nicht zu diesen besorgen Bürgern. Wir sind ein Vampir.

Von Moral und Hunger

Es ist 1918 und wir befinden uns in London. Ein großer, düsterer und dreckiger Moloch. Die Spanische Grippe verbreitet sich rasant in der Bevölkerung. Die Menschen leben in ständiger Furcht zu erkranken. Doch in den dunklen Ecken der Stadt treiben Schrecken ihr Unwesen, die jene schwere Krankheit harmlos erscheinen lassen. Inmitten dieser Dunkelheit steht Jonathan Reid. Er ist Arzt und wird in dieser schweren Zeit von vielen Menschen gebraucht. Unglücklicherweise ist er einem Vampir zum Opfer gefallen und gehört nun selber zu den Blutsaugern. Der ständige Blutdurst und das streben danach Menschenleben zu retten bieten den perfekten Unterbau für moralische Entscheidungen.

Die Stadt steht und fällt…

In der uns vorgespielten Missionen werden wir mit den Konsequenzen einer früheren Entscheidung konfrontiert. Ein erst vor Kurzem zum Vampir gewordener, den wir aufgenommen haben, läuft im Krankenhaus Amok. Der leitende Arzt Dr. Swansea steht auf unserer Seite und möchte, dass wir den Mann aufspüren. Im Krankenhaus lernen wir auch gleich einen der Vampirjäger kennen. Hier kann er uns allerdings nichts anhaben. Das Krankenhaus ist eine neutrale Zone. Draußen auf den Straßen sind wir allerdings Freiwild für diese selbsternannten Jäger. Trotzdem versichern wir dem Artzt, dass wir seinen Patienten finden. Dank unserer verstärkten Sinne nehmen wir schnell die (Blut-)Spur auf.

…mit unseren Entscheidungen

Doch statt uns direkt zu unserem Ziel zu begeben, schauen wir uns in der Stadt um. Denn wir haben ein Problem: Das Zielgebiet erfordert eigentlich eine wesentlich höhere Stufe als jene, die wir derzeit besitzen. Der schnellste Weg, eine Stufe aufzusteigen ist, jemanden zu opfern. Doch wen sollen wir auswählen? Das Spiel nimmt es sehr genau mit seiner Bevölkerung und hält den Status eines jeden Bürgers fest. Je mehr wir den Bezirk und seine Bewohner untersuchen, desto mehr erfahren wir über die persönlichen Hintergründe und Motivationen der Menschen. Zufällig treffen wir einen jungen Mann, der wütend gegen eine Tür hämmert. Prompt sprechen wir ihn an und erfahren, dass er eine Halskette verloren hat. Das Geschenk an seine Mutter wiederzubeschaffen würde unsere Beziehung verbessern und mehr Informationen preisgeben.

Opfer oder Täter

Die Gameplay-Demo wurde zuerst auf der E3 gezeigt.

Scheint unser „Auftraggeber“ anfangs als das Opfer tun sich beim Fund der Halskette Abgründe auf. Die liegt nämlich inmitten eines Leichenberges in der Kanalisation. Die sind nicht zufällig gestorben. Sie wurden ermordet. Wir schnappen uns die Halskette und begeben uns zurück. Wir könnten sie einfach zurückgeben und die Sache vergessen. Da Vampyr ein Rollenspiel ist, wollen wir das natürlich nicht. Stattdessen konfrontieren wir den Mörder und erfahren, dass er sich wohl einfach nicht unter Kontrolle hat. Er wäre das perfekte Opfer für unseren Stufenaufstieg, oder? Im Menü werfen wir einen genauen Blick auf den Bewohner. Dort erfahren wir, dass er eine schlechte Blutqualität hat. Er bringt bei einer Opferung weniger Erfahrungspunkte. Also entschließen wir uns, mehr über seine Hintergründe zu erfahren.

Mutter?

Wir folgen ihm heim und damit zu der zuvor erwähnten Mutter. Kaum ist er wieder aus dem Haus klopfen wir an und versuchen hereingebeten zu werden. Nur so dürfen wir die Türschwelle übertreten. Allerdings können wir Menschen beeinflussen und so bringen wir auch seine Mutter dazu, uns einzulassen. Im Gespräch finden wir heraus, dass sie ihren Sohn deckt. Ein Blick ins Menü offenbart ihr qualitatives Blut. Wir entschließen uns also kurzerhand die Mutter zu opfern. Danach begebe wir uns zum Schlafen in ein sicheres Versteck.

Schlafen und lernen

Hier können wir das Blut in neue Fähigkeiten investieren. Schnell schaffen wir so (zumindest in der Demo) mehrere Aufstiege. Dann sind wir mit einer höheren Stufe und neuen Fähigkeiten bereit für unser Hauptziel. Außerdem machen sich die Veränderungen der Spielwelt bemerkbar, die unsere Opferung verursacht hat.

Untergang

Denn auch hier greift das simulierte soziale Geflecht im Spiel. Töten wir einen Bewohner beeinflusst das alle Menschen direkt, mit denen dieser Beziehungen hatte. Und der gesamte Bezirk bekommt die Auswirkungen ebenfalls zu spüren. Die Menschen bekommen Angst, die Krankheit breitet sich weiter aus. Und töten wir alle Einwohner eines Bezirks dann fällt dieser. Die Kreaturen der Nacht reißen die Gegend an sich und machen sie für uns unzugänglich. Wir können alle Bezirke kippen und das Spiel trotzdem abschließen. Den Entwicklern zufolge bekommen wir dann das Ende, welches wir verdienen.

Faszinierend

In der Präsentation macht das Spiel einen faszinierenden Eindruck. Alleine die Simulation der Bevölkerung hebt das Spiel von anderen Genrevertretern ab. Jeder Mensch hat einen Hintergrund, Motive und Beziehungen mit anderen Menschen. Hier gibt es potenziell eine ganze Menge zu entdecken. Das ist auf jeden Fall spaßiger als das sinnlose Sammeln von Federn und Co. Vorausgesetzt, die anderen Geschichten bleiben ebenso spannend wie die in der Präsentation. Achja, die Präsentation. Wie Life is Strange kommt auch Vampyr stilisiert daher. Fotorealismus sollten Spieler also nicht erwarten. Trotzdem ist das Spiel schick. London sieht atmosphärisch aus und macht technisch bereits einen guten Eindruck.

Und die Schattenseite

All die Systeme sind faszinierend. Allerdings muss die endgültige Umsetzung abgewartet werden. Was in der Präsentation noch frisch und spannend scheint könnte sich recht schnell abnutzen. Und das tiefe soziale Geflecht läuft Gefahr das Spiel unnötig aufzublasen. Hinzu kommen die Dialoge, die wie bei Life is Strange die Geister scheiden dürften.

Unser Fazit zu Vampyr – Blutsauger

Vampyr hat Potenzial zum Spiel des Jahres. Es macht in der Präsentation schon einen fantastischen Eindruck. Allerdings gibt es, wie bei jedem großen Unterfangen auch viele Möglichkeiten zu scheitern. Ob Dontnod uns Lügen straft, sehen wir im November wenn Vampyr für den PC und die Konsolen erscheint.

Marv

Share this: