Ein Wochenende mit … Man of Medan im Überblick
Until Dawn von Supermassive Games aus Großbritannien hat bei seiner Veröffentlichung die Massen begeistert und im Alleingang ein neues Sub-Genre begründet: die interaktive Horror-Geschichte. Ohne Sony und dafür mit der Unreal Engine wollen die Briten mit ihrem neuesten Streich Man of Medan den Beweis antreten, dass es sich nicht um einen einmaligen Zufall handelt. Das haben sie geschafft, wie das Wochenende mit dem ersten Teil Dark Pictures Anthologie gezeigt hat. Allerdings nicht ohne Probleme.
Historischer Horror
Die Geschichte beginnt mit der Besatzung des Kriegsschiffes Man of Medan, die zur Heimreise aufbrechen und dort nie ankommen. Mehr möchte ich zu diesem Abschnitt nicht sagen, da hier schon wichtige Weichen für die spätere Geschichte gestellt werden. Kurz darauf landen wir dort, wo wir in diversen Trailern und Gameplay-Ausschnitten bereits waren: mit einer Gruppe junger Erwachsener auf einem Boot. Die Charaktere überzeugen hierbei nicht gerade durch besondere Tiefe sind aber ausreichend ausgearbeitet, um die Geschichte zu tragen.
Kurz und schmerzvoll
Die kommt je nach Spielweise mit einer Länge von vier bis sechs Stunden daher (je nachdem, wer stirbt und wer lebt) durch eine dichte Atmosphäre und einige fiese Erschrecker kommt dabei bis auf den etwas schleppenden Einstieg keine Langeweile auf. Problematisch ist nur das Ende (zumindest die Variante, die ich erlebt habe) dieses kommt ziemlich plötzlich und vermittelt den Eindruck, dass zum Ende die Zeit für einen richtigen Abschluss gefehlt hat. Ein erneutes Durchspielen wird zeigen, ob sich alle Enden des interaktiven Films so belanglos zeigen. Neben der Geschichte ist übrigens auch die Technik nicht ganz unproblematisch.
Nebelbank
Dabei sehen die Charaktere und Umgebungen im Spiel teils richtig toll aus. Laufen allerdings die Animationen, dann schwanken die virtuellen Schauspieler zwischen absolut überzeugend und uncanny valley. Hinzu kommen immer wieder auftretende Probleme bei der Bildrate, die teils so in den Keller geht, dass auftauchende Quicktime-Events verpasst werden. Außerdem gab es teils Anschlussfehler. Zwischen Szenen schienen Momente zu fehlen und nahmen die Spannung. Das kann allerdings auch daran liegen, dass ich Onlinemodus des Spiels unterwegs war.
Zusammen alleine
Und der hat mir, bis auf die genannten Probleme richtig gut gefallen. Teils sehen beide Spieler völlig unterschiedliche Szenen und müssen Entscheidungen füreinander treffen, die über Leben und Tod bestimmen können. Allerdings kam es zu besagten technischen Problemen, die teils zu Problemen bei der Synchronisierung der Geschichte geführt haben.
Fazit
Nach einem Durchgang von Man of Medan kann ich Entwarnung geben: Until Dawn war kein einmaliger Glücksgriff. Was filmische Inszenierung und Stimmung angeht, steht Man of Medan nicht hinter Until Dawn zurück. Bei der Geschichte sollte Supermassive bei folgenden Teilen der Anthologie allerdings nachlegen und vor allem befriedigendere Enden bauen und sich weniger Zeit für die Einführung nehmen. Auch die technischen Probleme wären mit mehr Zeit wohl vermeidbar gewesen und sollten spätestens mit der Fortsetzung Little Hope der Vergangenheit angehören. Dann steht einem Erfolg der ersten spielbaren Horror-Anthologie nichts im Weg.