Tearaway Unfolded

Genau genommen kann sich Tearaway Unfolded nur zur Hälfte auf dieser Liste finden. Schließlich habe ich die PS-Vita Variante bereits zum Launch ausgiebig gespielt und großen Gefallen am außergewöhnlichen und kreativen Jump and Run gefunden. Die Welt aus Papier zeigte genau die Kreativität, welche die Briten von MediaMolecule mit zu meinen liebsten Entwicklern gemacht hat. Trotzdem hat mich die Ankündigung der PS4-Variante damals ziemlich kalt gelassen. Schließlich hatte ich das Spiel bereits auf dem Handheld gespielt und konnte mir nicht vorstellen, wie man die stark auf die Vita zugeschnittenen Funktionen zum Einsatz bringen sollte.

Tearaway Unfolded ist mehr als ein Remaster

Interessant wurde das ganze erst, als bekannt wurde, dass es sich nicht um ein einfaches HD-Remake sondern eine von Grund auf neu entwickelte PS4-Version des Spiels handeln sollte. Und soviel kann ich verraten, das stimmt tatsächlich.
So finden sich zwar die Grundzüge des originalen Spiels, wie die grundlegende Geschichte und die besuchten Orte, doch schon die Levels haben sich deutlich verändert, vor allem was die Größe betrifft. Besonders auffällig ist die bei einem kleinen Fischerdorf in der Mitte des Spiels. Dieses erreichen Spieler jetzt mit einem Papierflieger, mit dem er über einen verhältnismäßig großen Ozean fliegt und auf verschiedenen Inseln landen kann.

Auch Funktionen die speziell für die Hardware der Vita entwickelt worden sind, wurden nicht einfach irgendwie auf die PS4 geklatscht, sondern durch solche Funktionen ersetzt, die mit der Hardware möglich sind, die der PS4 zur Verfügung steht. Und bei diesen Funktionen schöpft das Spiel tatsächlich aus dem Vollen. So wird zum Beispiel die PS4 Kamera genutzt um das Wesen (den Spieler) in die Spielwelt einzubinden und Texturen zu fotografieren, die an Objekten in der Welt verwendet werden können(wobei dies in ähnlichem Maß bereits auf der Vita möglich war). Auch der Dualshock Controller wird genutzt. So können Objekte in »in den Controller geworfen werden«, was einerseits dazu dient, später Gegner abzuwerfen und andererseits zum Beispiel genutzt wird, um Objekte zu identifizieren. Soll eine Eichel, welche nach einer Glocke klingt aus einem Haufen Eicheln gefunden werden, was nur gelingt, wenn die Eicheln nacheinander in den Controller geworfen werden. Dieser wird dann geschüttelt, was die Eichel zum Klingen bringt. Das Touchpad dient dem Werfen von Objekten und dem Zeichnen von Formen, was immer dann zum Einsatz kommt, wenn der Spieler etwas für eine der Figuren basteln soll. Das ist ähnlich wie die Nutzung des Touchpads der Vita, funktioniert aber nicht ganz so gut. Und auch die Lichtleiste kommt zum Einsatz. Sie dient zwar nicht wirklich der Erkennung des Controllers, kommt aber als Taschenlampe zum Einsatz, deren Bewegung auf dem Bewegungssensor des Controllers basiert. Damit können Gegner zum Beispiel geblendet und in den Abgrund geleitet oder gegeneinander gerichtet werden, was vom Gegnertyp abhängt. Außerdem können auch Pflanzen mit dem Licht zum Wachsen gebracht werden, die das Weiterkommen im Level ermöglichen.
Und auch die generelle Optik des Spiels wurde generalüberholt. Die bereits auf der Vita sehr überzeugende Papieroptik gewinnt durch die schnellere Hardware der PS4 noch einmal deutlich an Details. Das Gefühl, sich wirklich durch eine Welt zu bewegen, die Papier besteht ist sehr überzeugend.

Nicht nur Sonnenschein in der Papierwelt und trotzdem ein Geheimtipp

Aber auch wenn es so klingt, auch Tearaway Unfolded hat Schattenseiten. Das fängt bei der Steuerung und der Kontrolle der Kamera an. Beide sind in den meisten Momenten präzise, doch wenn sie es mal nicht sind, dann richtig. Ab und an(sehr gerne bei Kämpfen) verschwindet das Blickfeld der Spieler in der Level-Geometrie und der Tod folgt nur wenig später. Gut, dass es nicht sehr frustrierend ist, in Tearaway das Zeitliche zu segnen. Aber auch diese sehr geringe Frustschwelle kann vor allem für erfahrene Jump and Run Spieler frustrierend sein.
Nach der Kritik kommt jetzt noch der Backlog-Faktor. Tearaway ist offensichtlich kein schlechtes Spiel, ganz im Gegenteil. Es kamen schlicht und ergreifend andere Spiele dazwischen (Ja, ich meine dich Uncharted Collection) wodurch Tearaway leicht in vergessenheit geraten ist. Das Spiel bekommt meine volle Empfehlung, wobei ich weiß, dass es nicht viele von euch überzeugen wird, dieses Juwel zu spielen, aber man kann es ja versuchen. Denn dieses Kleinod strotzt nur so vor Kreativität und trägt die besondere Handschrift von Media Molecule und macht richtig Lust auf Dreams, über das wir hoffentlich bald mehr erfahren werden.

Marv

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