Get Even Review

Das Mädchen soll gerettet werden. Das ist das einzige was wir in Get Even wissen. Zielstrebig tasten wir uns durch das triste Gelände in Richtung eines Bunkers. Die davorstehende Wache knipsen wir ohne zu zögern aus, bevor sie uns überhaupt bemerkt hat. Direkt rein kommen wir nicht, also begeben wir uns in ein benachbartes Gebäude. Der verfallene Plattenbau wird mit dem Smartphone nach Hinwiesen durchforstet. Schließlich finden wir eine Blutspur und besagte Frau. Sie ist samt Bombengürtel an einen Stuhl geschnallt und eine falsche Eingabe später geht die Bombe hoch. Und wir wachen in einem beschaulichen Garten auf und fragen uns: Was war das gerade?

Get Even vom Entwickler Farm 51 aus Polen liefert diese WTF-Momente am laufenden Band. Jedes Mal, wenn der Spieler glaubt, er sei der mysteriösen Geschichte des Spiels auf den Grund gegangen, tuen sich neue Abgründe auf. Das alles ist so spannend, dass wir zur Handlung nur noch eins sagen wollen: Es lohnt sich diese fantastische Geschichte auf eigene Faust zu enträtseln.

Der Ton macht die Musik

Kommen wir also zu den weiteren Eckpunkten. Fangen wir mit dem Sound-Design an. Die Musik von Remember Me Komponist Olivier Deriviere ist eine Wucht. Mal wunderschön dramatisch melodisch, mal elektrisch zerhackt ist die Musik für einen Großteil der Stimmung des Spiels verantwortlich. Wer reinhören möchte, findet den Soundtrack bei Spotify. Dazu kommt das restliche Sounddesign. Das Spiel setzt (sofern die entsprechende Hardware vorhanden ist) auf sogenannten 3D-Sound. Das konnten wir zwar nicht ausprobieren, der normale Sound für Stereo-Headsets hat es uns aber schon angetan. In einer Szene Stimmen die Insassen einer Nervenheilanstalt einen Sprechgesang an. Mit jedem Schritt steigern sich die Stimmen, bis sich die Stimmung mit Händen greifen lässt. Alleine der Sound erzeugt mehr Horror als tausend gruselig designte Ghule. Die hat das Spiel nicht nötig, um dem Spieler (an vielen Stellen) das Fürchten zu lehren.

Gameplay

Damit sind wir beim Gameplay angekommen. Get Even hat seine Entwicklung als Shooter angefangen. Die DNA aus diesen Anfängen steckt immer noch im Spiel. Viel interessanter als die gut umgesetzten Shooter-Passagen ist aber die Erforschung der Umgebung. Dort finden sich Hinweise auf Vergangene Situationen und zum Hintergrund der Handlung. In einem Mind-Palace kann man sich jeden Hinweis genau ansehen und vergessene Dokumente nachholen oder einzelne Kapitel einfach noch einmal erleben. In Hinblick auf die schiere Menge an Dokumenten und Audioaufnahmen lohnt sich das erneute Spielen.

Technisch gesehen

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Technik. Das Spiel greift auf die Unreal Engine 3 zurück und setzt wie The Vanishing of Ethan Carter oder Star Wars Battlefront auf die Fotogrammmetrie. Dazu werden Objekte (oder Personen) aus allen erdenklichen Positionen fotografiert. Die zusammengesetzten Bilder ergeben ein 3D-Modell. Im Spiel schlägt sich das in oft sehr realistisch aussehenden Umgebungen wieder. Die wirken aber manchmal etwas trist und selbst auf der PS4 Pro kommt es hier und da zu kleinen Rucklern. Alles in allem passt der Look jedoch.

Der Release-Trailer von Get Even

Fazit zu Get Even

Get Even ist ein außergewöhnliches Spielerlebnis. Was anfangs wie ein Shooter daherkommt, entpuppt sich als meisterlicher Mindfuck mit einer tollen und wendungsreichen Geschichte. Fans von Story lastigen Spielen können bedenkenlos zugreifen und erhalten eine echte Genre-Perle. Das Spiel ist ab sofort für PS4, Xbox One und den PC verfügbar. PS4-Spieler können eine Retail-Version des Spiels kaufen.

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