Zurück in die 2000er: Killerspiele töten (Nerven)

Nach den Schüssen eines Amokläufers in einem Einkaufszentrum in München war die erste Reaktion der Politik nicht fern und ein Schuldiger musste her. Und der Sündenbock wurde schnell gefunden: Killerspiele. Das Zitat von unserem Innenminister schwirrt tausendfach durchs Netz und muss an dieser Stelle nicht noch einmal hervorgekramt werden. Viel signifikanter ist die Reaktion von Presse und Spielern in diesem Fall. Gleich wurden die üblichen Meldung für Twitter hervorgekramt, wie unnötig die Diskussion ist oder dass eine Diskussion dringend nötig ist. Doch irgendwie weiß niemand, worüber man eigentlich diskutieren muss.

  1. Sind Spiele gewalthaltig?

Ja, natürlich gibt es eine ganze Reihe von gewalttätigen Spielen. Da braucht es keine Grundsatzdiskussion. Man kann sogar sagen, dass sich ein Großteil der Spiele um ein Gameplay mit Run and Gun dreht. Hier kann man den Vergleich mit Filmen ziehen (auch wenn Videospiele interaktiv sind) die meisten erfolgreichen Filme enthalten Gewalt (und häufig auch Waffen) wobei alles von Hunger Games bis hin zu the Conjuring dabei ist. Auch hier wird selten bis nie über die Gewalt an sich diskutiert.

2. Was ist ein Killerspiel?

Ganz einfach: Es gibt kein Killerspiel und der Begriff sollte (ohne langwierige Diskussionen und Beschwerden) wieder in der Versenkung verschwinden und nie wieder hervorgekramt werden. Spiele haben wie Filme und Bücher Genres und sollten in deren Rahmen besprochen und diskutiert werden. Schließlich wirft man in diesen Diskussionen den Spielern häufig ignorantes Verhalten vor, schreckt aber selber davor zurück, sich mit den wirklichen Begrifflichkeiten zu beschäftigen.

3. Haben Spiele eine Auswirkung?

Das ist in dieser Diskussion eigentlich völlig nebensächlich. Vermutlich haben Spiele eine Auswirkung auf denjenigen, der sie spielt. Aber auch Serien, Filme und Bücher machen uns häufig wütend oder betroffen und beschäftigen uns eine ganze Weile. Es kommt für den jeweiligen Konsumenten dabei immer darauf an, wie das Medium beim Konsum bewertet wird. Jemand mit wie auch immer  negativen Gedankengut zieht seine ganz eigenen Schlüsse aus dem erlebten, dem gesehenen und dem gelesenen. Und wird etwas auf diese Weise interpretiert, kann eine noch so neutrale Botschaft häufig negative Auswirkungen nach sich ziehen.

4. Die Kommunikationsfrage

Eigentlich ist es keine Frage sondern eine Tatsache. Spieler, Politiker und Presse schaffen es vorzüglich, aneinander vorbeizureden. Die Politik wirft immer wieder Statements zu einem Thema in den Raum, von dem die meisten in diesem Bereich halt keine Ahnung haben. Die Spieler regen sich in diesem Fall (zurecht) auf und packen ihre plattesten Floskeln und dummen Sprüche aus. Die Presse interpretiert das Verhalten und stellt es als eine der negativen Seiten von Videospielen dar. Die Öffentlichkeit bekommt nur den Politiker und die Presse zu hören (außer sie nutzt Twitter) und schon muss man sich als Spieler wieder den bösen Blicken der Öffentlichkeit aussetzen und wird im schlimmsten Fall plötzlich aus der eigenen Familie mit fertigen Fakten direkt aus der Zeitung konfrontiert. Was spräche dagegen, würde man auch einmal die Seite der Spieler zu Wort kommen lassen, ohne sie als Idioten darzustellen und ihre Meinung nur zu hören, um sie abzuwürgen? Würde man so bei jedem beliebigen anderen Thema in entsprechenden Talkshows (aus der „Hochzeit“ der Killerspiele gibt es einige schöne Beispiele) würde man vermutlich schon in den nächsten Stunden von jeder Tageszeitung auseinandergenommen.

5. Immer weiter

Man könnte der Politik auch vorwerfen, sich einer echten Diskussion zu entziehen. Schließlich wird das Thema Killerspiele immer dann ausgegraben, wenn es gut passt und verschwindet nach einigen Besuchen bei Talkshows und nachdem die Nachrichten drüber berichtet haben wieder in der Versenkung.

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