Uncharted: The Lost Legacy im Test
Ein Uncharted ohne Nathan Drake schien eigentlich nicht möglich zu sein. Umso erfreulicher ist, dass Naughty Dog genau dieses Kunststück gelungen ist. In unserem Test klären wir, warum Uncharted the Lost Legacy auch ohne Drake ganz fantastisch funktioniert. Kleinere Spoiler zu Uncharted 4 und auch zu the Lost Legacy sind dabei unumgänglich.
Aller Anfang
Wir spielen in „The lost Legacy“ Chloe Frazer. Sie ist aus Uncharted 2 und 3 bekannt. Wurde sie dort noch recht oberflächlich umrissen, erfahren wir in Lost Legacy einiges über ihre Hintergründe. So ist sie zwar größtenteils in Australien aufgewachsen, hat aber durch ihren Vater auch indische Wurzeln. Das passt nicht nur perfekt zu Chloe sondern ermöglicht auch Indien als wunderschönen und sinnvoll eingebundenen Handlungsort. Allerdings wäre Uncharted ohne einen zweiten Charakter als Begleitung nicht das Gleiche. Chloe tut sich mit Nadine Ross zusammen. Sie trat im vierten Teil als eine der Gegenspieler von Nate und Sam auf. Allerdings hat sie nach den Ereignissen in Uncharted 4 alles verloren. Ihre Firma Shoreline hat einen neuen Chef. Und sie arbeitet für Chloe.
Ist schwer
Dass die beiden keine Freunde sind, bemerkt man anfangs immer wieder. Das Zusammenspiel ist geprägt von Sarkasmus. Dass sich beide im Lauf der Handlung freundschaftlich näherkommen, dürfte klar sein. Und was soll man sagen. Es ist Naughty Dog wieder wundervoll gelungen, den Charakteren mit wenigen Pinselstrichen Leben einzuhauchen. Chloe und Nadine gewinnen viel persönliche Tiefe, die man sicherlich so nicht erwartet hätte. Das ist mal witzig und mal tragisch, ohne allerdings lethargisch zu sein. Hier dürften sich Fans von Naughty Dog daheim fühlen. Und auch bei der Mechanik bekommt man gewohntes und gutes geboten.
Klettern, Rätseln, Kämpfen
Wie von der Hauptserie gewohnt, ist das Spiel eine ausgewogene Mischung aus den Grundzutaten Klettern, Rätsel und Kämpfen. Beim Klettern und Kämpfen gibt es keine Unterschiede zu Drake. Das Zielen mit Waffen geht genauso einfach von der Hand, wie der Nahkampf. Und beim Klettern hat sich Chloe den Enterhaken von Drake ausgeliehen. Generell kann Chloe all das, was auch Drake kann. Das sehe ich allerdings nicht negativ. Vielmehr zeigt es sie als ebenso vielseitige und fähige Grabräuberin. Bei den Rätseln gibt es etwas mehr Veränderung. Sie treten neben der Hauptgeschichte auch an Nebenstandorten auf und gewähren Zugang zu besonderen Schätzen. Extrem schwierig sind alle Rätsel nicht. Die ein oder andere Kopfnuss ist aber dabei. Moment mal. Nebenschauplätze?
Halb offen
Ja, richtig gehört. Was bei Uncharted 4 mit dem Madagaskar-Level zum ersten Mal erprobt wurde, kommt hier in verbesserter Form zurück. Nach dem linearen Einstieg entlässt das Spiel die Spieler in das größte Level der Uncharted-Geschichte. Hier können die antiken Ruinen ganz nach dem eigenen Gusto erforscht werden. Dabei gibt es Story-Ziele, die auf jeden Fall mitgenommen werden müssen und Nebenschauplätze. Die lohnen sich übrigens sehr. Die Schätze von dort sind, sagen wir, sehr nützlich. Fühlt man sich anfangs ein wenig erschlagen, macht der Level dann ordentlich Laune. Dank einer Karte und der wunderschönen Optik ist das Erkunden spannend und bei weitem nicht so ziellos wie bei einem richtigen Openworld-Spiel.
Die Technik
Wer hier Enttäuschungen erwartet hat, der sucht an der an der falschen Stelle. Das Spiel basiert auf der Technik von Uncharted 4. Es ist vielen Spielen dadurch, zumindest technisch, noch einen ganzen Schritt voraus. Indien ist farbenfroh und vor allem die Natur weiß zu begeistern. In HDR und skaliertem 4K macht das Spiel einen fantastischen Eindruck. Auch die Charaktermodelle wissen zu begeistern. Chloe, Nadine und andere Handlungsrelevante Charaktere machen eine gute Figur und sind jederzeit glaubwürdig. Hinzu kommen viele Details, die bei Naughty Dog einfach dazu gehören. So sehen Chloes Hände, wenn sie die Karte oder ihr Smartphone hält nicht sauber und perfekt aus. Stattdessen sieht man das Abenteuer in der Wildnis.
Gibt’s was zu meckern?
Wie sich sicher schon herauslesen lässt, ist das wenn überhaupt meckern auf hohem Niveau. Uncharted the Lost Legacy bietet nicht wirklich neues. Es nutzt alle Mechaniken aus Uncharted 4 und bietet darüber hinaus nicht wirklich Neues. Das stört aber nicht. Wer Uncharted sucht, der bekommt hier auch Uncharted. Was auch manchmal stört ist die Begleiter-KI. Sehen die Feinde Chloe nicht, dann sehen sie auch Nadine nicht. Das führt teils zu absurden Situationen. Nadine läuft hier und da vor den Gegnern her und wird ignoriert. Das war schon in Last of Us und Uncharted so. Es stört hier genauso viel und wenig wie dort.
Eine tolle Reise
Uncharted Lost Legacy hat mir vor allem viel Spaß gemacht. Die Reise mit Chloe und Nadine ist perfekt inszeniert und spannend. Nathan Drake hat zu keiner Sekunde gefehlt. Am Ende wollte ich eigentlich nur noch mehr Abenteuer mit den beiden Damen. Chloe und Nadine haben sich von Nebenfiguren bzw. Gegnern zu echten Charakteren entwickelt. Wenn Naughty Dog Uncharted weiterführen möchte, dann haben sie mit diesem Spiel bewiesen, dass die Serie auch ohne Nathan Drake funktioniert.
Marvin